In Thailand gewinnt die Debatte um die Legalisierung von landbasierten Casinos zunehmend an Dynamik. Im Fokus steht ein Gesetzentwurf für sogenannte „Entertainment Complexes“, der unter anderem den Betrieb legaler Glücksspielzonen ermöglichen soll. Am 3. Juni 2025 tagte der zuständige Senatsausschuss bereits zum fünften Mal – diesmal mit prominenten Gästen: Ex-Premierminister Abhisit Vejjajiva und Vize-Finanzminister Julapun Amornvivat präsentierten ihre Einschätzungen zur Vorlage.
Der Gesetzesentwurf zielt darauf ab, Tourismus und Staatseinnahmen zu fördern. Doch gerade unter Sozialpolitikern mehren sich kritische Stimmen. Besonders Abhisit äußerte sich deutlich – mit Verweis auf mögliche Risiken für Gesellschaft und Jugend.
Ex-Premier Abhisit: „Glücksspiel ist ein soziales Problem“
Abhisit Vejjajiva, ehemaliger Premierminister und Vorsitzender der Demokratischen Partei, lehnt das Vorhaben entschieden ab. In seiner Stellungnahme vor dem Ausschuss sprach er von einem „massiven sozialen Risiko“. Glücksspiel zerstöre Familienstrukturen, führe zu Überschuldung, begünstige organisierte Kriminalität und gefährde insbesondere junge Menschen durch digitalen Zugang zu Online-Wetten.
Auch wirtschaftlich äußerte Abhisit Zweifel: Die geplanten Unterhaltungszentren würden vorrangig niedrig qualifizierte Arbeitsplätze schaffen – und diese nicht zwingend für thailändische Bürgerinnen und Bürger. Vielmehr bestehe die Gefahr, dass Migranten die Positionen einnehmen, während die soziale Schieflage bestehen bleibt.
Gesetz mit vielen offenen Fragen
Der „Integrated Entertainment Business Bill“, wie der Entwurf offiziell heißt, wurde bereits vom Kabinett angenommen und befindet sich nun in der Beratung. Geplant sind Casino-Standorte in Städten wie Bangkok, Phuket, Pattaya oder Chiang Mai. Die Glücksspielbereiche sollen dabei maximal 5 % der Gesamtfläche eines Entertainment-Komplexes einnehmen.
Für thailändische Spieler sind hohe Eintrittshürden vorgesehen: 5.000 Baht Eintritt pro Besuch sowie der Nachweis eines Bankguthabens von mindestens 50 Millionen Baht. Diese Maßnahmen sollen einer breiten Verbreitung des Glücksspiels unter Einheimischen entgegenwirken – Kritiker sehen darin jedoch keine ausreichende Barriere.
Gesellschaftliche Bedenken überwiegen
Neben Abhisit warnten auch Vertreter sozialer Einrichtungen vor den Folgen der Legalisierung. Experten prognostizieren eine Zunahme von Spielsucht, familiären Problemen und illegalem Spielbetrieb – insbesondere unter Jugendlichen. Eine Studie des Centre for Gambling Studies zeigt, dass mehr als die Hälfte der befragten Bevölkerung gegen die Pläne ist. Der Ruf nach einem landesweiten Referendum wird lauter.
Zugleich befürchten Beobachter, dass die neue Gesetzgebung nicht ausreichend gegen Geldwäsche schützt. Bisher fehlt ein überzeugendes Kontrollsystem, um Kapitalflüsse effektiv zu überwachen – ein zentraler Kritikpunkt vieler Juristen.
Wie geht es weiter?
Der Gesetzesentwurf wird weiter im Parlament debattiert. In den kommenden Wochen sollen auch andere hochrangige Politiker, darunter Paetongtarn Shinawatra, ihre Einschätzungen abgeben. Ziel ist es, bis Ende 2025 zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen.
Für internationale Beobachter – insbesondere aus der Poker- und Glücksspielbranche – bleibt Thailand ein spannender Markt. Sollte das Gesetz in Kraft treten, könnten schon bald legale Casino-Resorts mit Pokerbereichen entstehen. Doch noch ist unklar, ob sich wirtschaftliche Interessen gegen gesellschaftliche Bedenken durchsetzen.